Theater in Wahn
seit 1982

Als Autor war Curt Goetz ein Meister des Einakters. Auch seinen abendfüllenden Stücken liegt diese Kurzform zugrunde. So war “Die Tote Tante” Etüde für das dann breiter gefächerte “Haus in Montevideo”, 1946 entstanden und zweimal verfilmt: 1951 mit Goetz, 1963 mit Ruth Leuwerik und Heinz Rühmann. Die Uraufführung des Einakters “Die Tote Tante” fand am 17. April 1924 im “Modernen Theater” in Wien statt. Im sittenstrengen Haus des Mittelschul-Professors Traugott Hermann Nägler geht es drunter und drüber, als Pastor Riesling bei Tomatensuppe die Erbschaft der gesto

rbenen Tante verliest. Nägler, Moralverfechter, leichtbeschränkter Haustyrann und Deklamator von Lateinzitaten, hatte seine Schwester einst aus dem Haus geekelt, weil sie ein uneheliches Kind erwartete. Doch nun winkt die Erbschaft mit schrecklich viel Geld, aber auch einer schrecklich verzwickten Bedingung, die dem Oberlehrer und seinem “einzig geliebten, ehelich angetrauten Weib” Marianne, Mutter von zwölf Kindern, sehr zu schaffen macht.

“Die Taube in der Hand”

In dem Zweiten Einakter “Die Taube in der Hand” dreht Curt Goetz das Karussell von Liebe und Treue, variiert er in geschliffenen Dialogen, amüsant und treffsicher, das uralte, immer wieder neue Verwirrspiel. Haben sich die beiden Freunde Adolar und Balthasar ihre Freundinnen “zugelost”? Mit dem Würfelspiel “August bläst vom Turm”? Wie war denn das damals? Nun, Balthasar erinnert sich: “Wir liebten beide beide. Und beide die eine etwas mehr”. Aber welche? Verständlich, daß die beiden Damen sehr daran interessiert sind, welche im Würfelspiel gewonnen hat. Und so schmieden sie einen Komplott, nehmen sich ihre Lebensgefährten überkreuz aufs Korn: “Wir stellen sie auf die Probe. Bei nächster sich bietender Gelegenheit machen wir Ihnen wechselseitig Avancen. Du meinem Mann und ich deinem Mann...”

Zwei Einakter an einem Theaterabend. Zweimal ein augenzwinkerndes Spiel um Moral, Scheinmoral, Doppelmoral. Ein Spiel mit doppeltem Boden und Tiefgang um Wahrheit, Wahrhaftigkeit, um all die kleinen Lügen in unserem Leben.

 
 
 
E-Mail
Instagram